Manche Betrüger verraten sich mit einem ganz bestimmten Geräusch: Drrinng, drrinng! Sie ahnen es: Es ist der gefürchtete automatische Anruf, im Englischen auch Robocall genannt. Jetzt können sie die Betrüger mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Vielleicht ruft Sie jemand an, um Ihnen eine Verlängerung der Garantie für Ihr (nicht vorhandenes) Auto anzudrehen. Oder man bietet Ihnen einen Schuldenerlass zu einer unglaublich niedrigen Rate an. Solche Anrufe können sehr schnell sehr lästig werden und stammen teilweise auch von Betrügern.
In den USA stehen unerwünschte automatische Anrufe an erster Stelle der Beschwerden, die Verbraucher bei der Federal Communications Commission (FCC) einreichen. Das liegt zum Teil daran, dass Betrüger die Spoofing-Technologien (englisch für “Nachahmung”), die gefälschte Rufnummernanzeigen ermöglichen, gut zu nutzen wissen. Deshalb kann sich eine normal erscheinende Telefonnummer möglicherweise als ganz und gar nicht normal herausstellen.
Unabhängig davon, ob die Stimme am anderen Ende des Telefons vom Band läuft oder ob es sich um eine echte Person handelt, ist die Absicht hinter dem Anruf fast immer dieselbe: Dem Opfer persönliche Daten, Geld oder beides zu entlocken. Typischerweise geben sich diese Anrufer als Vertreter von Banken, Behörden, Versicherungen oder anderen Organisationen aus – also alles, was ihnen einen Vorwand bietet, um nach Geld, Finanzinformationen oder Ausweisnummern zu fragen.
Einige dieser Anrufer können dabei recht überzeugend wirken. Andere wiederum werden regelrecht aggressiv oder drohen dem Opfer. Das wirksamste Mittel der Betrüger ist Zeitdruck und Angst. Sie sagen Ihnen, dass Sie jetzt handeln müssen und dass Sie Ihre Informationen sofort angeben müssen, um das erfundene Problem zu lösen. Genau das ist ein Zeichen dafür, dass Sie sich einen Moment Zeit nehmen und herausfinden sollten, was wirklich los ist, bevor Sie in irgendeiner Weise darauf reagieren.
Vermeiden und stoppen Sie unerwünschte Anrufe mit diesen Tipps
Ganz gleich, wie unerwünschte Anrufe aussehen: Sie können einiges tun, um sich davor zu schützen und gar nicht erst angerufen zu werden. Folgende Tipps sollten Sie zunächst beherzigen:
1. Nehmen Sie nicht ab – und wenn doch, sagen Sie auf keinen Fall “Ja”
Dieser einfache Ratschlag kann jedoch etwas knifflig werden. Weiter oben wurde das Spoofing erwähnt, das relativ realitätsgetreu sein kann. Durch raffiniertes Spoofing können Betrüger eine Telefonnummer so aussehen lassen, als stamme sie von jemandem, den Sie kennen. Häufig werden die Nummern jedoch so manipuliert, dass sie wie örtliche Nummern erscheinen. Dazu verwenden die Betrüger örtliche Vorwahlen oder die gleiche Vorwahl Ihrer Telefonnummer, um sie vertrauter erscheinen zu lassen. Es kann also durchaus sein, dass Sie versehentlich einen solchen Anruf annehmen. Sagen Sie dabei niemals das Wort “Ja”, denn raffinierte Betrüger nehmen die Stimme des Opfers auf, um sie für andere Betrügereien zu verwenden. So nutzen sie diese zum Beispiel, um Kreditkartenkonten über den Telefonbaum eines Unternehmens zu hacken. Außerdem können sie Stimmen mit etwas längeren Aufnahmen und der Hilfe von KI-Tools komplett klonen. In einigen Fällen genügen bereits drei Sekunden, um eine Stimme mit einer Genauigkeit von bis zu 70 % zu klonen.
2. Nutzen Sie die Blockierfunktion Ihres Telefons oder Ihres Anbieters
Apple- und Android-Smartphones verfügen über Funktionen, die Sie aktivieren können, um Anrufe von unbekannten Nummern zu unterdrücken. Hier erklärt Apple, wie man Anrufe stummschalten kann. Und auch Google beschreibt, wie Android-Nutzer Spam-Anrufe stummschalten können. Beachten Sie, dass mit diesen Einstellungen bestimmte Anrufe, die Sie eigentlich annehmen möchten, unterdrückt werden können, zum Beispiel ein Anruf von der Arztpraxis oder der Werkstatt, die Ihnen mitteilen möchte, dass Ihr Auto fertig ist. Auch Mobilfunkanbieter bieten Blockier- und Filterdienste an. Häufig ist diese Leistung standardmäßig in der Grundleistung enthalten, doch wenn Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie Ihren Anbieter kontaktieren.
3. Rufen Sie keine unbekannten Nummern zurück
Nehmen wir an, Sie lassen einen unbekannten Anruf auf die Mailbox durchstellen. Es klingt so, als käme der Anruf von einer Bank oder einem Unternehmen mit einer dringenden Nachricht. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, sollten Sie sich die Rufnummer des Kundendiensts vom Kontoauszug, einer Rechnung oder der Website der betreffenden Bank oder des betreffenden Unternehmens besorgen, um den Sachverhalt selbst prüfen zu können. Die in Ihrem Telefon oder in der Mailbox gespeicherte Nummer zurückzurufen könnte den Betrügern direkt in die Hände spielen.
4. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
Wie Sie sehen, ahmen Betrüger gerne andere Personen nach und erzählen Ihnen, dass mit Ihren Steuern, Ihrem Konto oder Ihrem Kontoauszug etwas nicht stimmt. Einige können dabei recht überzeugend sein. Wenn Sie also ein Telefongespräch führen, bei dem Ihnen das Gesagte und das Verhalten des Anrufers komisch vorkommt, sollten Sie auflegen und sich wie bereits beschrieben direkt bei der Bank oder beim Unternehmen melden. Seien Sie allgemein vorsichtig, wenn Ihnen jemand Druck oder Angst machst, und geben Sie Ihre Daten nicht weiter.
5. Tragen Sie sich in eine Schutzliste ein
In vielen Ländern gibt es Schutz- bzw. Do-Not-Call-Listen. Seriöse Unternehmen und Telefonverkäufer gleichen ihre Datenbanken mit diesen Listen ab, bevor sie Anrufe tätigen. Dies wird zwar nicht verhindern, dass Betrüger Sie anrufen, aber es verringert im Allgemeinen die Anzahl der unerwünschten Anrufe. Die USA, Kanada und Großbritannien bieten zum Beispiel eine solche Liste an. In Deutschland gibt es zu diesem Zweck die Robinsonliste.
6. Entfernen Sie Ihre persönlichen Daten aus dem Internet
Die Betrüger und Spammer sind irgendwie an Ihre Telefonnummer gekommen. Es ist gut möglich, dass sie sie auf einer Datenhändler-Website gekauft haben. Datenhändler sammeln und verkaufen die persönlichen Daten von Tausenden oder sogar Millionen von Personen. Sie sammeln sie aus öffentlichen Quellen und Dokumenten, aber auch bei Dritten (z. B. Daten aus Smartphone-Apps und Einkaufsgewohnheiten von Supermarkt-Kundenkarten). Mit Sicherheit enthalten diese Daten auch Telefonnummern. Unsere Lösung Personal Data Cleanup (leider nur in den USA und Kanada verfügbar) kann Ihnen bei diesem Problem helfen. Sie scannt riskante Datenhändler-Websites und zeigt Ihnen, welche davon Ihre persönlichen Daten verkaufen. Danach werden Sie durch den Entfernungsprozess geleitet. Bei bestimmten Abonnements können Sie die Entfernung auch automatisch verwalten lassen.
Was ist mit Apps zum Blockieren von Anrufen?
In vielen App-Stores finden Sie kostenlose oder kostengünstige Apps zum Blockieren von Anrufen. Diese Apps können zwar tatsächlich Spam-Anrufe blockieren, nehmen es aber mit dem Datenschutz nicht immer so genau. Das ist recht paradox, weil man ja eigentlich versucht, seine Privatsphäre mit diesen Apps zu schützen.
Die Apps können Daten wie Ihre Kontakte, Nutzungsdaten und andere Informationen über Ihr Telefon sammeln. Wie bei jeder App liegt der Schlüssel in der Nutzungsvereinbarung. Sie sagt Ihnen, welche Informationen die App zu welchem Zweck sammelt. Darin sollte auch stehen, ob diese Daten mit Dritten geteilt oder an diese verkauft werden.
Welche Gefahren drohen dabei? Sollten die App-Entwickler Opfer einer Datenkompromittierung werden, könnten die Daten in die falschen Hände geraten. Wenn Daten an Analyseunternehmen verkauft werden, können die Informationen auch bei Datenhändlern landen.
Seien Sie besonders vorsichtig bei kostenlosen Apps. Die Frage ist: Wie machen diese ihren Gewinn? Häufig geschieht dies durch die Sammlung und den Verkauf von Daten, zum Teil auf Kosten Ihrer Privatsphäre.
Wählen Sie diesen Weg also mit Bedacht, wenn Ihnen Ihre Privatsphäre wichtig ist.
Betrügerische Anrufe blockieren
Ein stilles Telefon macht glücklich, zumindest wenn es um unerwünschte Anrufe geht.
Auch wenn Sie nicht alle davon blockieren können, geben Ihnen die hier beschriebenen Maßnahmen doch die Möglichkeit, ihre Zahl deutlich zu verringern. Glücklicherweise haben Unternehmen, Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden Maßnahmen ergriffen, um Betrügern solche Anrufe zu erschweren. Eine Kombination aus Technologie und härteren Strafen hat dazu beigetragen. Zusammengenommen wirkt sich all dies zu Ihren Gunsten aus und kann Ihnen helfen, unerwünschte Anrufer mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.